Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Dienstag, 5. April 2011

Die Schatzkiste aus Papier und Druckerschwärze

Ich gebe zu, dass ich zu den Leuten gehöre, die mit der Aussicht auf einen guten Flohmarkt Samstag nachts ein bisschen kürzer treten, um Sonntag morgens fit für die Schlacht um gebrauchte Kerzenständer, Goldrandgeschirr und Kinderspielzeug zu sein. Naja, letzteres stimmt nicht so ganz, ich kaufe nämlich eigentlich immer nur Bücher. Und zwar nicht diese schrecklichen Frauenromane und oder diese von einem Ghostwriter verfassten Schinken, auf denen "Konsalik" steht, und auch keine Kochbücher und auch nichts von Wallraff, sondern gute Bücher. Solche, über die man in der Uni vielleicht auch mal spricht, wenn man etwas mit Literatur studiert, oder etwas aus der Philosophie - selbst, wenn ich das nicht lese, macht es sich ganz gut im Bücherregal. Manche Leute kaufen nicht so gerne abgeranzte Bücher. Ich schon. Ich finde das gut, und noch besser finde ich es, wenn ich in den Büchern Anmerkungen und Kritzeleien finde. Wenn in den Büchern dann auch noch vergessene Zettel liegen, ist das für mich fast wie ein Lottogewinn. Je mehr Gebrauchserscheinungen so ein Buch hat, desto mehr hat es doch vielleicht einmal jemandem etwas bedeutet - oder sie/ihn in der Schule ganz schrecklich genervt. Wer weiß das schon. 

Neulich habe ich mal wieder einen super Fang gemacht - "Die Kunst des Liebens" (für die nicht ganz so Informierten, das ist kein Sexratgeber) von Erich Fromm mit einem Thesenpapier von Wolfgang Deppert von 1956. Deppert ist übrigens u.a. Professor für Philosophie und hat auch mal an der Uni Kiel gelehrt. Wenn ich mir das recht überlege, ist das eigentlich sogar mein bester Flohmarktfang bisher... Aber ich habe auch noch ein paar andere Schätze, die ihr euch hier angucken könnt.



Samstag, 2. April 2011

Beruf: Hundesitterin


Von gestern Abend bis heute morgen hatte ich die Ehre, diesen charmanten Beaglemischling in meinen vier Wänden zu Gast zu haben. Hurrah, dachte ich, jetzt kann ich auch mal so sein wie die coolen Leute, die immer ihren Hund dabei haben, und so packte ich den Hund und eine reizende männliche Begleitung ein und zog mit beiden los in die milde Kieler Frühlingsnacht. 

Mit Hund Busfahren: gar kein Problem, der Hund, ähm, ich muss nur eine Kinderkarte kaufen und wir sind dabei. Yeah! Der Hund eiert ein wenig auf der Drehfläche des Ziehharmonikabusses herum und guckt fremden Frauen und Männern (neue potentielle Hundesitter? Ich bin eifersüchtig!) hinterher. 
Wir steigen am Schlossgarten aus und laufen erstmal ein paar Meter an der Förde entlang. Der Hund guckt permanent auf den Boden und kann trotzdem jedem Hindernis ausweichen. Wir treffen zwei flauschige Artgenossen meines vierbeinigen Begleiters - es stimmt übrigens, wenn man mit einem Hund unterwegs ist, kommt man bei jeder Gelegenheit mit wildfremden Menschen ins Gespräch. Sollte ich mir nicht vielleicht auch einen Hund zulegen?
Weil wir doch nicht bis ganz zum Marinehafen laufen wollen, drehen wir um und beschließen, im wirklich gemütlichen und extrem hundefreundlichen Café Phollkomplex noch ein oder zwei Bier zu trinken. Dort fürchtet sich unser Pflegehund vor einer mannshohen Dogge, die ihn beschnuppert, bellt aber einen fast genauso großen zotteligen Hund ganz furchtbar an, weil dieser sich überhaupt nicht für ihn interessiert. Komische Hundelogik! Das ist ein bisschen so, als würde ich wildfremde Menschen, die mich gar nicht wahrnehmen, einfach anschreien. Das würde ich mich allerdings wirklich nicht trauen.
Den zotteligen Hund interessiert das Gebelle unseres schlappohrigen Freundes nach wie vor nicht, mir ist es aber so peinlich, dass wir ganz schnell wieder nach Hause gehen müssen. Im Bus ist der Hund natürlich wieder ganz brav. Vielleicht hätte er sich ja auch im Phollkomplex wieder eingekriegt, eigentlich ist er ja so ein lieber Hund, denke ich ein bisschen hysterisch. Und ich habe nicht mal Leckerlies für ihn! Ich bin eine schlechte Hundebesitzerin. Oder besser gesagt: gar keine. 

Dieser Hund kann übrigens echt hoch springen.
Zuhause müssen wir unseren geschundenen Körpern noch das Bier und die Zigaretten antun, die ihm unser etwa zehnminütiger Kneipenbesuch vorenthalten hat. Der Hund wuselt derweil zwischen unseren Beinen hin und her, wedelt mit dem Schwanz und ist natürlich der Moving Point of Attraction and Cuteness. Später darf er, wie für meine Schlafgäste üblich, neben meinem Bett mit meiner Herzchenwolldecke kuscheln. Ein paar mal noch ein bisschen gebellt, als es im Haus komisch gerumpelt hat, dann pupst unser neuer bester Freund uns sanft in den Schlaf.
Am nächsten Morgen dürfen wir noch zusammen Brötchen und Hundeleckerlies kaufen, dann wird mein kleiner Gast auch schon wieder abgeholt. Schade! Jetzt vermisse ich den Kleinen. Bestimmt kann ich nie wieder glücklich werden, wenn ich keinen Hund habe! Kann mir bitte schnell jemand seinen Hund ausleihen?