Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Sonntag, 25. März 2012

Spaghetti! Nazis! Terror!

Und das sogar live! Gestern abend war ich nach einer viel zu langen Abstinenz mal wieder im Theater, und zwar im schnuckeligen Theater Orange im coolen Hamburger Karoviertel. Meine reizenden weiblichen Begleitungen und ich waren es langsam leid, eine anstrengende Maria Stuart-Inszenierung nach der anderen zu ertragen, nur um das kulturelle Gewissen zu beruhigen, deswegen traf es sich ganz gut, dass dort derzeit ein Theaterstück aufgeführt wird, das ein Format adaptiert, die uns wirklich amüsiert - die allseits beliebte Dokusoap.
Die Theatergruppe Radikal&Arrogant hat dem innovativen Konzept "Dokusoap meets Theaterbühne" noch die Komponente "Dorfnazi-Abwärtsspirale" hinzugefügt. Herausgekommen ist dabei Dokusoap 3000. Knallhart realistisch werden dort tiefe Einblicke hinter die Kulisse der Familie Zschäpe gezeigt, die aus einer beschaulichen Kleinstadt kommt, in der "eigentlich ganz stolz auf Deutschland sein" zum guten Ton gehört. Dass Jugendliche in die rechte Szene abrutschen, passiert dabei natürlich schnell - genauso auch dem 14-Jährigen Cornelius. Der lebt bei seiner Mutter Sybille, die alleinerziehend und sowohl mit ihrem Sohn als auch mit seinen rechten Tendenzen völlig überfordert ist. So begegnet sie seiner Vorliebe für undeutsche, fettige Salami mit gesundem, deutschen Schinken und Antisemitismus mit "Kennst du denn alle Juden?"
Sein Vater Stefan hingegen ist selbst kein unbeschriebenes Blatt in der Naziszene, findet Cornelius' neues Hobby super und hat dazu immer ein offenes Ohr für Probleme mit Sybille, die er irgendwie doch gerne zurück hätte. Und wenn Stefan sagt, dass er Schnacker scheiße findet und Taten besser sind als Worte, ahnt man schon, dass das ganze kein gutes Ende nehmen wird. 
Dann fliegen Spaghetti (Fliegendes Spaghettimonster auf Hamburger Theaterbühne gesichtet?), Klamotten und überhaupt die Fetzen, Cornelius feiert den Führergeburtstag und bietet selbstgebackenen Kuchen mit appetitlichen Hakenkreuzen darauf an und man freut über die großartige "enthusiastischer, aber unglaublich dummer Dorfnazijungen"-Performance von Sonny Kleinfeld (Profifootballer übrigens!), bekommt als Fernsehabstinenzlerin die Frauentauschreferenzen von seiner Begleitung erklärt und lacht über Dinge, die einem schrecklich bekannt vorkommen, bis man sich fragt, ob man nicht eigentlich weinen sollte, weil das in Wahrheit wirklich alles so bitter und traurig ist. Aber zum Glück wissen wir ja ganz sicher, dass das alles geskriptet ist :).





"Dokusoap 3000" läuft am 25.03. zum vorerst letzten Mal im Theater Orange in der Marktstraße 24 in Hamburg, Einlass ist um 19:30 Uhr, Beginn zur Prime Time um 20:00 Uhr. Das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen!

Montag, 12. März 2012

Das Staubkorn im Getriebe



Staub. Wo ich hingehe, ist Staub. Im Regal, auf den verschlissenen Büchern vom Flohmarkt. Was da drinsteht, ist möglicherweise auch schon ziemlich angestaubt. Staub auf dem Boden, gefundenes Fressen für die Wollmäuse, die prächtig gedeihen, bis der Tyrannosaurus Staubsauger kommt. Selbst das überleben manche – die, deren Genmaterial besonders gut an das Überleben von Tyrannosaurus Staubsauger-Angriffen angepasst ist. Staub auf meinem Laptop, auf dem Bildschirm, in der Tastatur vermischt mit Krümeln und Essensresten zwischen A, S, D, und F. Staub, der sich nach und nach auch auf den Bilderrahmen mit den Erinnerungen an längst vergangene Zeiten niederlässt, bis sie zu Fossilien werden...
Staub, der ein Teil von mir ist. So wie die Wimperntuscheflecken in meinem Gesicht und auf meiner Brille, und die Zahnpastaspritzer auf dem Badezimmerspiegel. Ihr seid alle so sauber, das unterscheidet euch von mir. Meine Röcke sind zerknittert, meine T-Shirts haben Löcher, meine Hosen sind kaputt und meine Schuhe verdreckt. Du bist 1,75m groß, hast einen BMI von 21,5 und klimperst mit den Wimpern, während du mit dem Professor sprichst. Dein glänzendes, klettenfreies Haar streichst du mit einer eleganten Geste aus deinem Kindchenschemagesicht. Ich betrachte die Tintenflecken an meinen Fingern und den abblätternden Nagellack, der den Dreck unter meinen Fingernägeln verstecken sollte, während ich schweige und versuche, unsichtbar zu werden und aus dieser Plastikwelt zu verschwinden. Bald wird die Putzfrau kommen und sich fragen, wo der viele Staub herkommt, dem sie sofort mit Cillit Bang und einem Swiffer Staubmagneten zu Leibe rücken wird. Ich habe in der Zwischenzeit ein paar schlammige Fußabdrücke im frisch gereinigten Treppenhaus hinterlassen und sehe meinen Wollmäusen beim Fressen zu.

Donnerstag, 8. März 2012

Internationaler Frauenmampftag! Guten Appetit!

Heute ist internationaler Frauenmampftag (je nach Gusto auch gerne Frauenkampftag, aber der ist, wie RiotMango befunden hat, ja eigentlich jeden Tag im Jahr). Das hier ist mein bescheidener künstlerischer Beitrag zu diesem wunderbaren Tag.

Freitag, 2. März 2012

Neulich habe ich über meine Zukunft reflektiert.

Was ich will, weiß ich nicht, aber was ich nicht will, das weiß ich ganz genau:
einen festen Platz im Hamsterrad
ein Leben für den Lebenslauf
unbezahlte Praktika
abhängig sein - weder von Muttern, noch vom Hamsterrad oder von Männern, Geld oder Drogen
eure Erwartungen erfüllen müssen
nach oben buckeln, nach unten treten
mich asozial verhalten wegen der Karriere oder der "natürlichen Selektion" oder wie ihr es nennt
von Banken und Konzernen regiert werden (eigentlich möchte ich gar nicht regiert werden)
nicht machen können, was ich gerade jetzt will
keine Möglichkeit haben, meinen Horizont zu erweitern
eingesperrt sein
"Hausfrau und Mutter" werden
mich mit meiner Lücke in der Gesellschaft zufrieden geben
ein Reihenhaus, 1,4 Kinder und einen hochbegabten Bordercollie als ultimatives Lebensziel
einmal im Jahr All-inklusive nach Palma de Mallorca oder in die Türkei
Tiere essen
weiterhin Mitglied einer Kirche sein
Dinge nicht getan haben, die ich gerne getan hätte,
Steppwesten, kleine Rucksäcke und eine praktische Kurzhaarfrisur tragen
mich über das Land, in dem ich eher zufällig geboren wurde, identifizieren
mich auf meinen Körper reduzieren lassen
"Luxusartikel" kaufen, die ich nicht brauche
keine Zeit für mich und keinen Raum für eigene Gedanken haben.
...
Naja. Passt schon.