Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Sonntag, 29. Januar 2012

aus gegebenem Anlass:

Über den Mädchenmannschaft-Selbermachsonntag bzw diesen Artikel Beitrag auf diesem interessanten Blog  bin ich auf einen Song gestoßen, der mittlerweile über ein Jahrzehnt alt ist, der aber angesichts von 13 Jahre "unentdecktem" Naziterror und dessen mehr als fragwürdiger Aufklärung und mich sowieso traurig machendem Alltagsrassismus nach wie vor von höchster Aktualität ist:


Lieber Verfassungsschutz, mach doch bitte entweder dein rechtes Auge auf oder deinen Laden dicht. Im Grunde braucht dich doch eh niemand. Und falls du mich beobachten willst, ich habe dieses Formular bereits ausgedruckt. 

Montag, 16. Januar 2012

Grübelkabinett proudly presents... mein Bild von der Welt


(zur Überschrift passendes Bild: check.)

Neulich kam in meinem Umfeld die Frage auf, wie denn unser Weltbild so aussehe. Eine einfach gestellte, aber in ihrer Beantwortung umso komplexere Frage. Weltbild, was soll das denn überhaupt heißen? Wikipedia erklärt den Begriff mit „das in einen Zusammenhang gebrachte Wissen von der Welt als Ganzes“.
Wissen von der Welt? Was weiß man denn mit Anfang zwanzig schon von der Welt. Ich würde „Weltbild“ eher als das bezeichnen, was man an von der Welt zu wissen glaubt. Oder was man nicht weiß, aber glauben möchte. Was man von der Welt erwartet oder sich wünscht. Kurz gesagt, das eigene Weltbild ist nichts weiter als die Vorstellung von der Welt, in der man lebt.
Nutzen wir doch die Gelegenheit, sich das eigene Weltbild einmal vor Augen zu führen.

Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, der die Erde erschaffen hat, geschweige denn, dass es einen Gott gibt, der seitdem auch noch auf seine Schäfchen acht gibt. Anders als Nietzsche erkläre ich Gott hiermit nicht für tot, sondern für nicht existent. Und damit für meine Welt auch nicht relevant.
Ich mag zwar keine Affen, kann mich aber mit der Tatsache, dass wir Menschen von ihnen abstammen, durchaus anfreunden. Und dass alles Leben auf dieser Erde aus kleinen, fidelen Einzellern entstanden ist, gefällt mir sogar ziemlich gut. Das passt in gewisser Weise auch zu meiner Abneigung gegen sämtliche anthropozentrische Weltanschauungen. Der Mensch ist, entgegen weitläufig verbreiteter Positionen, mitnichten der Mittelpunkt der Welt, geschweige denn, dass er die Krönung irgendeiner Schöpfung sei. Das soll nicht heißen, dass ich die – sagt man das so? - Zivilisationsbefähigung des Menschen generell ablehne. Ganz im Gegenteil, ich bin immer wieder beeindruckt davon, was Menschen geleistet haben und leisten können – im positiven wie auch im negativen Sinne. Trotzdem finde ich es verkehrt zu sagen, der Mensch stehe in irgendeiner Weise über allen anderen Lebewesen, sei es wegen seiner Intelligenz, Vernunftbegabung oder seiner Emotionalität. Wer weiß denn schon, ob es eine andere Spezies nicht auch hätte schaffen können, sich so dominant auf der Erde auszubreiten und eine Art kulturelles Leben zu schaffen? Wenn es irgendetwas gibt, an das ich wirklich glaube, dann ist es die Macht des Zufalls über die Evolution. Wenn der Homo Sapiens nicht wegen einer Verkettung (un)glücklicher Zufälle so unheimlich gut an seine Umwelt angepasst gewesen wäre, würde die Welt jetzt vielleicht von Neandertalern regiert. Ob das besser oder schlechter für diesen wunderschönen Planeten wäre, müssen wir an dieser Stelle nicht beantworten.
Die Evolutionstheorie wird bekanntlich als eine der drei großen Kränkungen der Menschheit aufgefasst. Es stimmt mich immer wieder ein bisschen traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass es für so viele Menschen zu Darwins Zeiten (und wahrscheinlich auch heute noch) tatsächlich so verletzend war, den Status „Krone der Schöpfung Gottes“ abgesprochen zu bekommen. Das hätte man doch wirklich etwas sportlicher nehmen können...
(Genau wegen meiner Verehrung für die Macht des Zufalls und ihrer kollossalen Partizipation an der Evolution bin ich auch der Überzeugung, dass es von Grund auf verkehrt ist, Tiere an sich oder von bzw. aus ihnen gewonnene Sachen zu konsumieren – Schon gar nicht, wenn man es damit rechtfertig, man sei den Tieren von Haus aus überlegen und dazu determiniert, sie zu eigenen Zwecken einzusperren und zu quälen. Genauso dumm finde ich, wenn wir schon bei dem Thema sind, auch die Behauptung, es läge in der Natur des Menschen, Fleisch zu essen. Welche der Dinge, die der rezente Homo Sapiens so tut, von seiner Fortpflanzung einmal abgesehen, liegen denn noch in seiner angeblichen Natur? Atomwaffen bauen etwa?)
Ich glaube übrigens nicht nur, dass die Spezies Mensch sich nicht allzu leichtfertig über Erdlinge anderer Artenzugehörigkeit stellen sollte. Auch auf intraspezifischer Ebene hat der Mensch noch einige Baustellen. Bekanntlich neigen so einige Exemplare dazu, andere Artgenossen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religion und noch endlos vieler anderer Attribute zu diskriminieren. Eigentlich dachte ich, wir seien ethisch mittlerweile so weit, dass solche Verhaltensweisen allgemein geächtet wären, aber leider werde ich in dem Punkt Tag für Tag aufs neue enttäuscht. Daher habe ich die Hoffnung eigentlich schon längst aufgegeben, wünsche mir aber trotzdem, beispielsweise Frauen, Inder, Muslime oder muslimische Indische Frauen würden von ihrem Gegenüber nicht zuerst als Angehörige einer bestimmten Geschlechter-, Bevölkerungs- oder Religionsgruppe gesehen und dementsprechend abgestempelt, sondern schlicht und einfach als Mensch wahrgenommen. Natürlich weiß ich, dass die Aussage, alle Menschen seien gleich, ziemlich naiv und vereinfacht ist. Natürlich sind Menschen unterschiedlich veranlagt, geprägt und sozialisiert (und das ist auch gut so!). Trotzdem ist kein Mensch besser, schlechter oder sogar mehr oder weniger wert als ein anderer. Jeder Mensch verdient ein gewisses Maß an Respekt, egal ob er männlich, weiblich, Hermaphrodit, Jude, Hindu, König von Schweden oder Kassierer bei KIK ist. Immerhin vereint uns alle doch die Tatsache, dass wir, wie Platon befunden hat, „nichtgefiederte Zweibeiner“ sind.

Samstag, 14. Januar 2012

Wärmstens zu empfehlen:

die Handsome Furs. Diese Band wurde mir bei Last.fm mal zusammen mit ein paar Bands vorgeschlagen, die alle etwas mit Pelz im Namen hatten (Super Furry Animals... :) ). Die Band besteht aus Dan Boeckner (von Wolf Parade) und der Schriftstellerin Alexei Perry. Die beiden sind verheiratet, aber so cool, dass man so etwas altbackenes gar nicht vermuten würde.  Auf jeden Fall nicht bei einer so coolen Performance wie hier:

Sonntag, 8. Januar 2012

Samstagnachtfieber

Symptome:
starkes Trinken
Schwerhörigkeit
(Darum muss auch die Musik lauter!)
Flaschen auf Beton zerschmeißen
(Kopfsteinpflaster geht auch)
komische Bewegungen zu komischer Musik
gesteigerte Chuzpe
(äußert sich im Versuch, die Discobeleuchtung zu manipulieren)
Dialektisches Argumentieren für "noch ein bisschen dableiben und tanzen"
Die Musik befiehlt es mir.
Mir ist schlecht. Können wir eine Sitzpause machen? Ich muss vielleicht kotzen.

Dienstag, 3. Januar 2012

Weihnachten und andere Unheilsverbündete

Mein Vorsatz für das neue Jahr: Endlich mal wieder bloggen! Dazu bin ich in den letzten (oh schreck) 2 Monaten überhaupt nicht mal ansatzweise (Playlists... ;)) gekommen, was daran lag, dass ich in einem graugrünen Sumpf aus Unistress, Freizeitstress und Ideenlosigkeitsstress tauchen gehen musste. Ein Glück ist das jetzt vorbei. (und tauchen ist auch nicht so mein Ding, so als Mittelohrentzündungspatientin und Kontaktlinsenträgerin). Dann wollte ich ja eigentlich wenigstens mal ein paar Worte zu Weihnachten verlieren, so am ersten oder zweiten Weihnachtstag... ja, und dann saß ich da, in meinem trauten Elternhaus, in dem das Internet nicht funktionierte und dachte nur: Scheiße. 
Dann kam Sylvester und die Erfindung des Dorfopolitan, naja, und jetzt habe ich endlich mal ein bisschen Zeit für meine Lieblingsbeschäftigung. Hurrah! Zeit, mal ein paar Einblicke in meinen Kopf zu gewähren.

Es gibt ja dieses Klischee, dass sich Weihnachten immer alle Familien ganz schlimm streiten, weil sie sich über die Feiertage nicht so gut aus dem Weg gehen können, oder weil sie von dem ganzen Glitzer überall so aggressiv werden oder ihnen einfach das Überangebot an Lebensmitteln nicht so gut bekommt und sie deswegen die kleinen, unterschwelligen Konflikte nicht mehr unterschwellig sein lassen können. Man trifft ja auch immer so viele Leute, die sich auf Weihnachten freuen wie auf eine Wurzelbehandlung und sich nichtmal mit der Aussicht auf ein paar freie Tage fröhlich stimmen können. Ich persönlich gehöre nicht zu diesen Leuten. Weihnachten finde ich trotz der komischen Kombination aus religiösem Background und scheinbarem Konsumzwang ganz toll - schließlich gibt es Glitzer, viel Essen, Ferien und Zeit mit meiner Familie verbringen mag ich auch gerne. 
Trotzdem habe ich jedes Jahr auch ein bisschen Angst vor Weihnachten.
Warum? Auf meiner Familie lastet nämlich ein Fluch, und zwar der "Irgendwas ist immer"-Fluch, der sich IMMER an Weihnachten daran erinnert, dass er mal wieder ein Lebenszeichen von sich geben sollte.
Irgendwas ist immer.

Vor ein paar Jahren ist meine Oma an einem sehr kalten und daher bodenfrostigen Heiligabendmorgen (sagt man das so? Der Morgen von Heiligabend) vor ihrer Tür ausgerutscht und hat sich dabei ein Bein gebrochen. Und zwar sowasvon, meine Mutter sagte etwas von einem komischen Extragelenk, als sie ohne meine Oma, die sie gleich dabehalten haben, aus dem Krankenhaus wiederkam. Sehr spät am Heiligabendnachmittag, sodass unsere schöne Zeitplanung (Weihnachten hat meine Familie sowas) total im Eimer war. 

An einem anderen Weihnachten hatte meine Oma dann so schlimmes Nasenbluten, dass meine Mutter und meine Schwester sie wieder ins Krankenhaus bringen mussten. Ich durfte nicht mit, weil ich etwa 40 Grad Fieber hatte und dort wahrscheinlich ganze Rentnerpopulationen ausgelöscht hätte. Also blieb ich stundenlang allein zuhause und begann in meinem Fieberrausch schonmal die Nachspeise vorzubereiten (der Zeitplan...). Es sollte Schokoladenflammeri werden, in das 30 Gramm brauner Zucker gemusst hätten. Ich weiß nur noch, wie ich die Messleiste für Zucker an unserem Messbecher studierte und dachte: Toll, da steht ja 300 Gramm. Die Zuckerpackung war dann auch leer... Meine Erinnerungen setzen gegen Mitternacht wieder ein, als wir mit dem Essen fertig waren, ich die Nachspeise serviert habe, alle ihre Löffel in den Puddingschälchen versenkt haben und es dann hieß: "das ist aber süß..." Tja.

Letztes Jahr an Weihnachten hat es dann so doll geschneit, dass meine Mutter, die Landschaftsgärtnerin ist und im Winter damit ihr Geld verdient, an Heiligabend unerwartet acht Stunden lang für irgendwelche garstigen Rentner Schnee räumen musste. Sie war erst am späten Nachmittag zuhause - ganz schlecht für den Zeitplan. Meine Schwester trieb sich ebenfalls irgendwo anders herum, während meine Oma überpünktlich um 12 Uhr vor der Tür stand und bespaßt werden musste - was nicht weiter schlimm gewesen wäre, hätte ich nicht nach so einem Jahrgangstreffen am Vorabend, einer Badewanne voller Tequila und einer durchkotzten Nacht den Kater meines Lebens gehabt. Als Profi habe ich mir natürlich nichts anmerken lassen und bin alle halbe Stunde nach oben  "etwas holen" gegangen, um mich da für ein paar Minuten flach auf den Boden zu legen und zu hoffen, dass davon der Kater weggeht. Ein paar Stunden nach dem recht späten Weihnachtsessen habe ich dann auch alles wieder rückwärts gegessen. Tequilakater machen eben auch vor Weihnachten nicht halt...
Und dieses Jahr? Es hätte alles glattgehen können. Kein Schnee, eine eins A Zeitplanung mit Geschenke kaufen gehen schon am 23. Spätnachmittags... Ich war selten so zuversichtlich vor Heiligabend - bis ich auf dem Weg zu besagten Weihnachtsspäteinkäufen mit meiner Mutter mit unserem 23 Jahre alten T2 liegen blieb. Gegen 17 Uhr, im schlimmsten Feierabendverkehr, auf der schlimmsten Kreuzung überhaupt in der nächstgrößeren Stadt, und weder eine ADAC-Nummer parat noch Geld auf dem Handy, um überhaupt dort anzurufen. Ein Traum...

Das schöne Auto ist wahrscheinlich unheilbar kaputt, aber wir hatten trotzdem unterm Strich ein ganz gutes Weihnachtsfest. Ich bin übrigens weder gläubig noch esotherisch, aber nach all den Jahren angewandter Chaostheorie an Weihnachten glaube ich, dass die ganzen großen Katastrophen dafür sorgen, dass sich bei uns niemand gezielt an Heiligabend wegen irgendwelcher Kleinigkeiten streitet oder meckert, dass er kein iPhone oder sowas bekommen hat. Meistens sind wir froh, wenn wir Heiligabend gegen 20 Uhr alle noch leben und keiner ernsthafte körperliche, nervliche oder materielle Schäden davongetragen hat. Da ist einfach kein Platz für Mainstream-Weihnachtsprobleme...