Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Donnerstag, 31. März 2011

Ostfrau vs. Biofleisch

Ein wenig angewidert war ich mal wieder, als ich bei Fefe und bei der Mädchenmannschaft auf dieses Interview mit Reiner Haseloff, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU Sachsen-Anhalt hingewiesen wurde. Ich zitiere mal, was er auf die Frage "Was ist gut im Osten?" geantwortet hat:
Die ostdeutsche Frau. Sie ist unkompliziert. Durch die Diktaturerfahrung setzt sie andere Prioriäten. Zum Beispiel diskutiert sie nicht stundenlang über Biofleischsorten, sondern es geht um Fleisch oder Nichtfleisch. Sie ist nüchterner.
Puh...! Ja, er hat wirklich recht, hier im Westen leben wirklich nur hysterische  Latte Macchiato-süchtige Ökohipsteremanzen. Und überhaupt sind alle Frauen gleich und es wäre besser, wenn sie vielleicht einfach nur die Klappe halten und Kinder kriegen würden. Aber dafür hat hier ja keiner Zeit, wenn sich alle nur für die Nachhaltigkeit ihres Fleischkonsums Gedanken machen! Überhaupt, Frauen sollten doch zurück an den Herd!


Dass jemand noch so einen Moppelkotz von sich geben kann, ohne dass im Interview direkt darauf eingegangen wird, wundert mich doch sehr. Und ob er nun Recht hat oder nicht, woher nimmt Haseloff sich eigentlich das Recht, Ost- und Westfrauen so rigoros zu Schubladisieren? Naja... wieder ein Grund, diesem konservativen Kasperverein niemals irgendeine Stimme zu geben.

Mittwoch, 23. März 2011

Ein Tag im Botanischen Garten - viele Krokusse und ein bisschen Kitsch

Hurrah, Hurrah, der von mir sehnsüchtig erwartete und bereits im Februar angekündigte Frühling ist jetzt WIRKLICH da - Hoffe ich jedenfalls. Dummerweise muss ich die ersten schönen Tage dieses Jahres im Prinzip mit meinem heißgeliebten Laptop und tausend schlauen Büchern in der Bibliothek verbringen. Heute habe ich allerdings beschlossen, dass es meiner Konzentration äußerst dienlich wäre, einfach erstmal einen photographischen Spaziergang durch den Botanischen Garten zu machen. Eine wunderbare Idee - jetzt habe ich schöne kitschige Blumenbilder und ein paar neue Sommersprossen. Das tröstet mich doch direkt darüber hinweg, dass ich wieder nur eine mickrige Seite von Hausarbeit Nr. 1 geschafft habe.

Das, liebe LeserInnen, ist eine verbänderte Rosskastanie.


Krokusse...

...davon gibt es jetzt viele!

Lange Gesichter.

Eine hübsche Blume, die ich nicht zuordnen kann.

Schwertlilien.

klein und weiß

Orchideen - mit den original Kieler Kalkwasserflecken auf den Blättern.

Das ist irgendwie kitschig...

Und das erst!

Grünes Schattenspiel I

Grünes Schattenspiel II
Grünes Schattenspiel III


Sonntag, 13. März 2011

ein kleines, erfreuliches Update

Obwohl ich dachte, das wird nie was: Dieses wunderschöne Fahrrad hat heute einen neuen Schlauch bekommen und kann somit wieder unter meinem Hintern die Straßen unsicher machen. Und dafür habe ich ganz alleine gesorgt! Ich bin stolz auf mich und freue mich, meinen zuverlässigsten Partner in Sachen Fortbewegung wiederzuhaben. YEAH!

Darf ich vorstellen - das beste Fahrrad der Welt.

Donnerstag, 10. März 2011

Quotengrübeleien

Eigentlich sollte das hier mal ein Photoblog werden, und mit politischen Themen wollte ich mich als Blog-Anfängerin noch nicht so gerne beschäftigen, aber jetzt muss ich zumindest mal kurz über etwas nachdenken. Und zwar bin ich über den Blog von Antje Schrupp auf einen Blogeintrag von Sascha Lobo gekommen (anscheinend kommt man im sogenannten Web 2.0 doch nicht um das rothaarige Kerlchen herum), in dem er anlässlich des vorgestern zelebrierten Weltfrauentages über die Frauenquote schreibt und ankündigt, in seiner Blogroll eine 50%-Frauenquote einzuführen. Ich hielt (und halte es auch immer noch) für eine wirklich gute Idee - aber dann ist mir aufgefallen, dass ich hingegen fast nur "weibliche" Blogs in meiner Leseliste habe. Ob ich vielleicht auch eine Männerquote bzw. eine 50/50-Frauen/Männerquote einführen sollte?
Ich schätze mal, meine Lektüreneigung zu von Frauen geführten Blogs rührt wohl daher, dass ich vor allem über Mädchenmannschaft in die Blogosphäre eingetaucht bin. Ihr Ziel, Frauen zu vernetzen und vor allem ihre Netzarbeit sichtbar zu machen, hat meine Lieblingsmannschaft bei mir auf jeden Fall erreicht :). Außerdem würde genau dieser Blog hier ohne die Mädchenmannschaft mit Sicherheit nicht existieren! 
Eine 50%-Männerquote hier in meiner Blogroll einzuführen, wäre natürlich sehr konsequente Gleichberechtigung, welche ich als Feministin (ja, ich würde mich durchaus als eine solche sehen) absolut befürworte. Allerdings kommt mir die Forderung nach einer Männerquote auf einem von einer Frau geführten Blog doch etwas zu sehr vor wie eine "Jungs fördern, weil sie ja die Verlierer im von männerfressenden Feministinnen dominierten Bildungssystem sind"-Forderung von Kristina Schröder vor (und deren Forderungen unterstütze ich tendenziell nicht). Das wiederum heißt nicht, dass ich irgendwie männerfeindlich bin - ich bin höchstens maskulinistenfeindlich ;). Naja, und offiziell hat hier ja (weil ich meine Leser vermutlich noch an einer Hand abzählen kann) zum Glück keiner eine Männerquote gefordert. Aber, um nochmal auf das Kernproblem zurückzukommen - meine Blogroll ist überwiegend weiblich besetzt, weil ich bisher bis auf z.B. Fefes Blog kaum gute Blogs von Männern kenne. 
Crazy, oder? Wo es doch immer heißt, dass die Blogosphäre wie so vieles eher eine Männerdomäne ist. Aber, und hier schließt sich der Kreis meiner kleinen Grübelei, das kommt eben daher, dass ich die Bloglandschaft durch die Feminismustür betreten und noch längst nicht alle Räume, die es hier gibt, erkundet habe. Jetzt könnte ich natürlich mal gezielt nach Blogs von Männern fahnden. Aber im Grunde spielt es für mich keine Rolle, ob hinter einem Blog, den ich lese, Mann, Frau, Erdling, Marsmensch oder was auch immer steckt - hauptsache, das Gelesene interessiert mich, in welcher Hinsicht auch immer. Sonst würde einem sicher auch eine Menge entgehen.

Also, liebe LeserInnen und Leser_innen, wenn ihr schöne, gute, mit Herzblut gebastelte Blogs habt/kennt/regelmäßig lest, zeigt sie mir - egal, wer sie geschrieben hat.

PS.: Übrigens denke ich, wir brauchen ganz dringend eine Frauenquote - jedenfalls, bis das Geschlecht bei Beförderungen oder allein schon bei der Bewerbung wirklich keine Rolle mehr spielt.

Mittwoch, 9. März 2011

Sonne in Sicht

Langsam, aber sicher wird das Ende dieses grausamen, kräftezehrenden Winters immer absehbarer, was mich zu meinem ersten Strandspazierung veranlasst hat. Das war herrlich! Ich hatte natürlich auch meine gute alte Kamera dabei und habe ein paar Dinge und natürlich wieder einige unserer gefiederten Freunde photographiert.

Aber seht selbst!


Der Versuch, unbemerkt einen Kormoran zu photographieren


Entenparty


Einsame Möwe


Postkartenmotiv I


Ein sonniger Tag macht noch keine totale Schneeschmelze


Postkartenmotiv II

Samstag, 5. März 2011

Not Germany's Next Topmodel!

...Und weil hier nicht der Eindruck entstehen soll, ich würde hier nur über fragwürdige Fernsehshows, todtraurige Kinofilme und minderbemittelte Adelige schreiben, auch mal wieder was positiveres.
Heute hat immerhin mal wieder die Sonne geschienen, und deshalb mussten Schwester und ich raus und ein paar Fotos machen. Dadurch weiß ich endlich auch mal, wie modeln ist: man friert in zu wenig vorhandener Kleidung und hat immer die dunkle Gewissheit im Hinterkopf, dass man für ein wirklich gutes Foto durchaus auch mal stillhalten und in einer coolen Pose verharren muss. Was ich leider nicht kann. Deswegen ist auch nur folgendes dabei rausgekommen:

Kleid: Großmutter von Mamas Exfreund, 30 Reichsmark damals, Gürtel: keine Ahnung, ist eh kaputt, Cardigan: H&M, 14,95 €, Mütze: Weihnachtsmann, Kette: ganz schön cool, unbezahlbar, Maulwurfshaufen: sehr viele trotz Bodenfrost.
Ich denke, HINTER der Kamera zu stehen ist irgendwie mehr mein Ding :).

Germany's Next Topzombie

Da ich ja aus idealistischen Gründen keinen Fernseher besitze und ich mich daher nur mit liebevoll ausgewählter niveauvoller Television aus dem Internet beglücke, entgeht mir der meiste Mist, den uns die privaten Sendehäuser so vorsetzen, glücklicherweise. Germany's Next Topmodel zum Beispiel. 
Allerdings verbringe ich gerade ein paar Tage in meinem mit einem Fernsehgerät bestückten Elternhaus und habe zudem gestern diesen bitterbösen Artikel aus der Online-Taz gelesen, und so hat es sich ergeben, dass ich mehr oder minder vorsätzlich (ja, das stimmt) die erste Folge der 6. Staffel dieses Einschaltquotenmonsters gesehen habe. Auch wenn der Artikel gerade das nun sicher nicht bezwecken wollte. Und was soll ich sagen? Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden, es war nämlich wirklich grauenhaft. Der Modewelt an sich stehe ich zwar kritisch, aber nun wirklich nicht gänzlich verneinend gegenüber. Daran liegt es also nicht. Und dass Castingshows an sich ja schon der letzte Dreck  und vor allem nach einer Handvoll Staffeln einfach todlangweilig sind, muss ich hier wohl nicht extra erwähnen. Was mich wirklich wütend gemacht hat, war die Art, wie die Macher der Sendung so starke Effekthascherei auf Kosten der Kandidatinnen betrieben hat.
Da war zum Beispiel eine Kandidatin, ich glaube, sie hieß Marie-Louise oder so ähnlich, die Dita von Teese als ihre Stilikone angegeben hat und daraufhin die ganze Zeit von Heidi Klum, ihrem Sidekick mit dem komischen Pünktchenschal (also bitte, Polka Dots zu einem karierten Jacket... nee nee nee) und dem anderen dahergelaufenem Typen aus der Jury darauf festgenagelt wurde, sich doch mal so burlesk zu bewegen wie Fräulein von Teese. Dass sie sich bei dem Versuch jetzt nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat. wäre ja an sich nicht weiter schlimm, aber daraufhin wurde ihre scheinbare Tollpatschigkeit sowasvon zur Schau gestellt, dass es schon sehr stark an ein Pannenvideo erinnerte. Ja, so richtig mit blöden Quietschbewegungen zu etwas unnatürlichen Kopfbewegungen und so. War das jetzt wirklich so lustig? Ich weiß ja nicht. Vor allem ist die Arme nun bis zu ihrem Rauswurf (oder Sieg, wer weiß) als "die Tollpatschige, die sich nicht bewegen kann" stigmatisiert. Das ist doch unfair!
Ansonsten war natürlich der erste "richtige Zickenkrieg" zwischen einer rausgeworfenen und einer von der Jury echt hart abgefeierten Kandidatin auch so ein kleines "Highlight"... business as usual. Und einer anderen Kandidatin wurde ans Herz gelegt, mit dem Rauchen aufzuhören, damit sie sich nicht "ihre schöne Haut kaputtmacht" (O-Ton Pünktchenschal-mit-Karohemd-Kombinierer). Ja, das wäre ja furchtbar. Wenn Rauchen nur Lungenkrebs als mögliches Gesundheitsrisiko hätte, wäre das ja nicht schlimm, Model sein geht sicherlich auch mit nur einem Lungenflügel. Naja, und Heidi Klum, die gute Vorzeige-Powerfrau, die alles kann, auch ein Burn Out-Syndrom binnen kürzester Zeit auskurieren, hätte auch kein besseres Verhaltenskarussell (von wirklich freundlich über oberlehrerinnenhaft bis hin zu irgendwie ganz schön beleidigend) fahren können. Allerdings ist mir diesmal vor allem ihr irgendwie leerer, leicht psychopathischer Blick aufgefallen - oder kam mir das jetzt nur so vor?
Ich weiß auch nicht... das war auf jeden Fall alles reichlich krank. Wenn junge Mädels einen Traum haben und den auf Teufel komm raus verwirklichen wollen, finde ich das wirklich super, und ich habe auch eine Menge Respekt vor den Strapazen, die sie da bei Germany's Next Topzombiemodel auf sich nehmen müssen - sowohl vor den physischen als auch vor den psychischen. Aber Ladies, lasst euch da nicht vor laufender Kamera die Butter vom Brot nehmen! Ich wette, ihr seid ohne Psycho-Heidi und ihre Backstreet Boys auch karrieremäßig besser beraten.

Donnerstag, 3. März 2011

Grüne Welle mit blutiger Brandung

 
Lebt man in einer Industrienation mit einer halbwegs funktionierenden Demokratie, hält man es für selbstverständlich, bei Wahlen seine Stimme abzugeben und sich darauf verlassen zu können, dass sie das Wahlergebnis genauso beeinflusst wie jede andere abgegebene Stimme auch, egal, welcher Partei man sie nun gegeben hat. Der Dokumentarfilm The Green Wave von Ali Samadi Ahadi zeigt auf eine sehr schmerzhafte Art, wie es hingegen im Iran um Demokratie und Menschenrechte bestellt ist. Anhand animierter und abgefilmter Szenen, Blogeinträgen und Tweets junger IranerInnen und Kommentaren von MenschenrechtlerInnen und JournalistInnen illustriert der Regisseur die Geschehenisse von den Wochen vor und nach der gefälschten Wahl und die grausamen Folgen der Auflehnung der überwiegend jungen Bevölkerung gegen das Regime unter Ahmadineschad.
Die Handlung beginnt mit den Berichten eines jungen Persers und einer Wahlhelferin des Oppositionellen Mir Hussein Mussawi über das Aufkommen der "Grünen Welle". Sie zeigen Menschenmassen, die sich plötzlich wieder für Politik engagieren und voller Optimismus und Hoffnung sind, nach den Wahlen könne sich endlich etwas verändern. Menschen, die grün gekleidet voller Enhusiasmus auf der Straße tanzen. Doch es klingt auch die unterschwellige Angst vor dem durch, was nach der grünen Revolution passieren kann – Schließlich kann der Iran bereits auf eine Revolution mit einem mehr als nur blutigen Ende zurückschauen. Und es kommt auch, wie es kommen muss: Die Wahl fällt trotz der Massen, die für Mussawi gestimmt haben, zugunsten Ahmadineschads aus. Als die Bevölkerung ihre Stimme gegen die offensichtlich gefälschte Wahl erhebt, wird dieser Widerstand mit aller Kraft niedergeschlagen. Polizei, Armee und Milizen verprügeln nicht nur die Demonstranten, sondern schlagen brutal alles nieder, was sich auf der Straße bewegt. Nicht nur Oppositionelle, sondern auch unbeteiligte junge Leute werden einfach festgenommen und gefoltert.
Dieser Film zeigt so himmelschreiendes Unrecht und grenzenlose Brutalität gegenüber der iranischen Bevölkerung, dass man es eigentlich kaum ertragen kann. Trotz – oder gerade wegen – der unkonventionellen Darstellungsform in Form einer Erzählcollage aus Waltz with Bashir-esken, wunderbar unter die Haut gehenden Animationen, teilweise fast poetischen, sehr authentischen Blogeinträgen und wirklich schockierenden Videos von den Protesten ist es kaum möglich, zu dem Geschehen eine Distanz aufzubauen. Hier gibt es nicht die Ausflucht, es wäre ja alles nur ein Film, die hilft, mit dem gezeigten zurechtzukommen. Gerade die Kommentatoren rufen dem Rezipienten immer wieder ins Gedächtnis, dass so etwas furchtbares tatsächlich passiert ist und immer noch passiert. The Green Wave stellt ein mitreißendes, innovativ und ästhetisch inszeniertes Stück brutaler Realität dar, an dem man als Zuschauer streckenweise schlichtweg verzweifelt und das hauptsächlich nachdenklich und traurig macht. Trotzdem: Unbedingt angucken!