Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Samstag, 1. Dezember 2012

Adventilicious Glitzerkram

Pünktlich zum offiziellen Beginn der Weihnachtszeit und knapp 5 Monate nach meinem letzten Lebenszeichen sehe ich mich (auf Wunsch des einen oder anderen liebenswerten Zeitgenossen) gezwungen, wieder etwas Leben ins Grübelkabinett zu rufen. Hoffentlich schaffe ich es, mal wieder etwas regelmäßiger zu bloggen! Ist ja eigentlich eine nette Sache.
Genauso nett ist es, finde ich trotz meiner eigentlichen Abneigung gegen religiöse Gebräuche, einen Adventskranz zu haben. Ich hätte eigentlich auch gerne einen Weihnachtsbaum - Glitzer und so! Ganz feine Angelegenheit -, aber weil ich mich um die tatsächlichen Weihnachtsfeiertage im trauten Elternhaus befinden werde, lohnt sich so etwas nicht. Stattdessen gibt es, wie gesagt, einen Adventskranz. Tannengrün war mir aber zu doof, weil wegen Nadeln überall und so... daher habe ich die Sache ein bisschen anders gelöst. Und zwar zunächst mit folgenden Zutaten:
  • ca. 1,5m Federboa-artiges Lamettazeug
  • ca. 1m drahtiges Lametta (wenn ihr am Lamettaregal bei DM beispielsweise steht, werdet ihr es schon erkennen)
  • 1-2 Bögen Papier
  • Acrylfarbe
  • Glitzerpartikel
  • 4 kleinere Gläser für Teelichter
  • 4 Teelichter
  • Haarspray, Klarlack o.ä.

Schritt 1: Die beiden Lamettasorten so in- und umeinandertüdeln, dass ein handelsüblicher Kranz entsteht. Ich denke, das muss ich nicht genauer erklären. Die Teelichtergläser (ich hatte leider keine vier identischen) kann man dabei gut als Messkonstante benutzen, der Spaß soll ja im Endeffekt um alle vier herumpassen. Und so soll das Kränzchen erstmal aussehen:

Das Teil glitzert ja schon ganz nett, sieht aber trotzdem noch ein bisschen nackig aus für meinen Geschmack. Weil ich aber keine Lust hatte, noch einmal loszulaufen, um noch mehr Lametta zu besorgen, habe ich beschlossen, noch Deko dafür zu basteln. Sterne sind ja immer nett, finde ich. Leider hatte ich nur normales Druckerpapier im Haus, und die einzige Sorte Sterne, die ich falten kann und mag (wer mag schon Fröbelsterne?), sind ninjamäßige Wurfsterne. Also, Schritt 2: Wurfsterne falten. So geht das:


Kann man übrigens auch gut in der Uni oder an anderen Orten machen, wenn man Langeweile und ein bisschen Papier hat. Natürlich hatte ich auch nur ordinäres Druckerpapier zur Hand, also mussten die Papiershuriken noch Farbe und Glitzer bekommen. Ergo, Schritt 3: Wurfsterne großzügig mit Farbe bekleckern und anschließend in Glitzer wälzen, die Farbe ein paar Stunden trocknen lassen und zum Schluss mit Haarspray oder Sprühlack besprühen, um das Glitzerzeug zu fixieren. Das macht man eher fürs Gefühl, man wird nämlich in den nächsten vier bis sechs Monaten immer noch überall Glitzerpartikelchen finden. Genauso ist es unmöglich, das zu bewerkstelligen, ohne sich dabei eine Acrylfarben-Glitzerstaub-Fingerpanade zu holen, aber das habe ich tapfer in Kauf genommen. Dafür ist bei der Aktion nämlich DAS Must-Have für stilbewusste Freund_innen der effektiven Selbstverteidung rausgekommen:


Das schöne ist, durch das exzessive Bepinseln mit billiger Acrylfarbe werden die Teile steinhart und (hoffentlich) extrem widerstandsfähig. Das Glitzerzeug verleiht ihnen hoffentlich noch zusätzliche Superkräfte. Genau das richtige für den Straßenkampf... oder für den Adventskranz. Zur Not kann man die Wurfsterne auch schnell wieder aus dem Kranz ziehen und zur Verteidigung gegen Einbrecher, Versicherungsvertreter oder den Grinch anwenden. Weihnachten kann kommen. Ich bin vorbereitet. (Und habe nun wirklich ÜBERALL in der Wohnung Glitzer. Normal.)












Dienstag, 3. Juli 2012

Abenteuer Dojczland

Es wurde ja Zeit, mal wieder ein bisschen Feuer im Grübelkabinett zu legen. Zu diesem Zweck habe ich "Sitzen vier Polen im Auto" von Alexandra Tobor, die auch ganz fleißig als @silenttiffy twittert, gelesen und mir überlegt, wie ich das Büchlein finde (sowas nennt man auch Rezension, übrigens!). Nun ja, freut euch, wieder von mir zu hören und lest selbst.

„DDR ist wie das Fegefeuer. Wenn jemand aus BRD für dich betet, kannst du über die zweite Grenze gehen. Da zeigst du deine Papiere und schon bist du dort.“
„Kommt man nur rein, wenn man getauft ist?“
Mitte der Achtziger Jahre gelangt die kleine Alexandra, genannt Ola, anhand von Insider-Informationen von Freundinnen, BRD-Reliquien in Form von leeren Haribotüten, Mythen über prosperierende „Rausgefahrene“ und des Quelle-Katalogs aus Oma Gretas Geheimversteck zu der Überzeugung, dass ein besseres Leben jenseits ihrer Heimat Polen möglich sein muss. Schnell wird es ihr größter Wunsch, in das Wunderland namens BRD auszuwandern. Ihr erster Versuch auf eigene Faust wird von der resoluten Oma Greta vereitelt, aber im Herbst 1989 wird Olas tatsächlich Traum wahr: zusammen mit Vater, Mutter und ihrem kleinen Bruder quetscht sie sich in den familieneigenen Fiat Polski, um Polen und Oma Greta hinter sich zu lassen und in Westdeutschland neue Wurzeln zu schlagen. Was die Familie dort erwartet, ist nicht mehr als Notunterkünfte in Turnhallen oder „Aussiedlerbaracken“, komplizierter Papierkram und eine scheußlich komplizierte neue Sprache, aber auch nicht weniger als nahezu rund um die Uhr verfügbare Haribos und so viele unterschiedliche Einkaufsmöglichen, dass es Olas Mutter beim ersten Betreten des Ladens mit dem großen A schwindelig wird - „Lux!“, wie die kettenrauchende BRD-Expertin Dorota Ogorkówa aus dem Nachbarzimmer der Notunterkunft sagen würde.
Es gibt ihn wirklich, den Fiat Polski! (Wiki Commons)
So zeigt uns Alexandra Tobor in ihrem Romandebüt „Sitzen vier Polen im Auto“ den holperigen Weg einer polnischen Familie, die versucht, in Deutschland Fuß zu fassen. Wie viel davon nun autobiographisch ist oder anderweitiger Empirie entspringt, ist dabei eigentlich völlig zweitrangig. Die anschaulich erzählten Anekdoten aus dem Migrantenalltag sind so lange witzig, bis einer auffällt, wie ernst die Situation eigentlich ist, aber dann ist man/frau so beeindruckt von dem Optimismus und dem Improvisationstalent, mit dem die Protagonistinnen und Protagonisten eigentlich alles irgendwie hinkriegen, dass das Amusement schnell wieder überhand nimmt und frau/man das Buch eigentlich auch gerne in einem Rutsch durchlesen möchte. Daneben bietet der Roman eine genauso kritische wie kindlich-naive Außensicht auf das Deutschland der späten Achtziger und frühen Neunziger, die sowohl für Konsumkritiker_innen als auch für Shoppingvictims und sicherlich eine Menge anderer Menschen interessant sein dürfte. Ich habe dieses Buch gerne gelesen.

Sonntag, 25. März 2012

Spaghetti! Nazis! Terror!

Und das sogar live! Gestern abend war ich nach einer viel zu langen Abstinenz mal wieder im Theater, und zwar im schnuckeligen Theater Orange im coolen Hamburger Karoviertel. Meine reizenden weiblichen Begleitungen und ich waren es langsam leid, eine anstrengende Maria Stuart-Inszenierung nach der anderen zu ertragen, nur um das kulturelle Gewissen zu beruhigen, deswegen traf es sich ganz gut, dass dort derzeit ein Theaterstück aufgeführt wird, das ein Format adaptiert, die uns wirklich amüsiert - die allseits beliebte Dokusoap.
Die Theatergruppe Radikal&Arrogant hat dem innovativen Konzept "Dokusoap meets Theaterbühne" noch die Komponente "Dorfnazi-Abwärtsspirale" hinzugefügt. Herausgekommen ist dabei Dokusoap 3000. Knallhart realistisch werden dort tiefe Einblicke hinter die Kulisse der Familie Zschäpe gezeigt, die aus einer beschaulichen Kleinstadt kommt, in der "eigentlich ganz stolz auf Deutschland sein" zum guten Ton gehört. Dass Jugendliche in die rechte Szene abrutschen, passiert dabei natürlich schnell - genauso auch dem 14-Jährigen Cornelius. Der lebt bei seiner Mutter Sybille, die alleinerziehend und sowohl mit ihrem Sohn als auch mit seinen rechten Tendenzen völlig überfordert ist. So begegnet sie seiner Vorliebe für undeutsche, fettige Salami mit gesundem, deutschen Schinken und Antisemitismus mit "Kennst du denn alle Juden?"
Sein Vater Stefan hingegen ist selbst kein unbeschriebenes Blatt in der Naziszene, findet Cornelius' neues Hobby super und hat dazu immer ein offenes Ohr für Probleme mit Sybille, die er irgendwie doch gerne zurück hätte. Und wenn Stefan sagt, dass er Schnacker scheiße findet und Taten besser sind als Worte, ahnt man schon, dass das ganze kein gutes Ende nehmen wird. 
Dann fliegen Spaghetti (Fliegendes Spaghettimonster auf Hamburger Theaterbühne gesichtet?), Klamotten und überhaupt die Fetzen, Cornelius feiert den Führergeburtstag und bietet selbstgebackenen Kuchen mit appetitlichen Hakenkreuzen darauf an und man freut über die großartige "enthusiastischer, aber unglaublich dummer Dorfnazijungen"-Performance von Sonny Kleinfeld (Profifootballer übrigens!), bekommt als Fernsehabstinenzlerin die Frauentauschreferenzen von seiner Begleitung erklärt und lacht über Dinge, die einem schrecklich bekannt vorkommen, bis man sich fragt, ob man nicht eigentlich weinen sollte, weil das in Wahrheit wirklich alles so bitter und traurig ist. Aber zum Glück wissen wir ja ganz sicher, dass das alles geskriptet ist :).





"Dokusoap 3000" läuft am 25.03. zum vorerst letzten Mal im Theater Orange in der Marktstraße 24 in Hamburg, Einlass ist um 19:30 Uhr, Beginn zur Prime Time um 20:00 Uhr. Das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen!

Montag, 12. März 2012

Das Staubkorn im Getriebe



Staub. Wo ich hingehe, ist Staub. Im Regal, auf den verschlissenen Büchern vom Flohmarkt. Was da drinsteht, ist möglicherweise auch schon ziemlich angestaubt. Staub auf dem Boden, gefundenes Fressen für die Wollmäuse, die prächtig gedeihen, bis der Tyrannosaurus Staubsauger kommt. Selbst das überleben manche – die, deren Genmaterial besonders gut an das Überleben von Tyrannosaurus Staubsauger-Angriffen angepasst ist. Staub auf meinem Laptop, auf dem Bildschirm, in der Tastatur vermischt mit Krümeln und Essensresten zwischen A, S, D, und F. Staub, der sich nach und nach auch auf den Bilderrahmen mit den Erinnerungen an längst vergangene Zeiten niederlässt, bis sie zu Fossilien werden...
Staub, der ein Teil von mir ist. So wie die Wimperntuscheflecken in meinem Gesicht und auf meiner Brille, und die Zahnpastaspritzer auf dem Badezimmerspiegel. Ihr seid alle so sauber, das unterscheidet euch von mir. Meine Röcke sind zerknittert, meine T-Shirts haben Löcher, meine Hosen sind kaputt und meine Schuhe verdreckt. Du bist 1,75m groß, hast einen BMI von 21,5 und klimperst mit den Wimpern, während du mit dem Professor sprichst. Dein glänzendes, klettenfreies Haar streichst du mit einer eleganten Geste aus deinem Kindchenschemagesicht. Ich betrachte die Tintenflecken an meinen Fingern und den abblätternden Nagellack, der den Dreck unter meinen Fingernägeln verstecken sollte, während ich schweige und versuche, unsichtbar zu werden und aus dieser Plastikwelt zu verschwinden. Bald wird die Putzfrau kommen und sich fragen, wo der viele Staub herkommt, dem sie sofort mit Cillit Bang und einem Swiffer Staubmagneten zu Leibe rücken wird. Ich habe in der Zwischenzeit ein paar schlammige Fußabdrücke im frisch gereinigten Treppenhaus hinterlassen und sehe meinen Wollmäusen beim Fressen zu.

Donnerstag, 8. März 2012

Internationaler Frauenmampftag! Guten Appetit!

Heute ist internationaler Frauenmampftag (je nach Gusto auch gerne Frauenkampftag, aber der ist, wie RiotMango befunden hat, ja eigentlich jeden Tag im Jahr). Das hier ist mein bescheidener künstlerischer Beitrag zu diesem wunderbaren Tag.

Freitag, 2. März 2012

Neulich habe ich über meine Zukunft reflektiert.

Was ich will, weiß ich nicht, aber was ich nicht will, das weiß ich ganz genau:
einen festen Platz im Hamsterrad
ein Leben für den Lebenslauf
unbezahlte Praktika
abhängig sein - weder von Muttern, noch vom Hamsterrad oder von Männern, Geld oder Drogen
eure Erwartungen erfüllen müssen
nach oben buckeln, nach unten treten
mich asozial verhalten wegen der Karriere oder der "natürlichen Selektion" oder wie ihr es nennt
von Banken und Konzernen regiert werden (eigentlich möchte ich gar nicht regiert werden)
nicht machen können, was ich gerade jetzt will
keine Möglichkeit haben, meinen Horizont zu erweitern
eingesperrt sein
"Hausfrau und Mutter" werden
mich mit meiner Lücke in der Gesellschaft zufrieden geben
ein Reihenhaus, 1,4 Kinder und einen hochbegabten Bordercollie als ultimatives Lebensziel
einmal im Jahr All-inklusive nach Palma de Mallorca oder in die Türkei
Tiere essen
weiterhin Mitglied einer Kirche sein
Dinge nicht getan haben, die ich gerne getan hätte,
Steppwesten, kleine Rucksäcke und eine praktische Kurzhaarfrisur tragen
mich über das Land, in dem ich eher zufällig geboren wurde, identifizieren
mich auf meinen Körper reduzieren lassen
"Luxusartikel" kaufen, die ich nicht brauche
keine Zeit für mich und keinen Raum für eigene Gedanken haben.
...
Naja. Passt schon.