Montag werde ich verreisen. Nach Schweden. Drei Wochen. Drei Wochen! So lange war ich noch nie irgendwo anders, wenn man von durchschnittlichen Umzügen absieht. Richtigen Urlaub mache ich eigentlich auch nicht, sondern besuche einen Sommerkurs vom Svenska Institutet, für das ich ein Stipendium bekommen habe. Wow, kann man da jetzt denken, aber Stipendien bekommt man ja heutzutage hinterhergeworfen, weil keiner die Eier hat, sich auf sowas zu bewerben.
Ich hab damals, als ich davon erfahren habe - das war noch im Januar, ganz lang her also -, gedacht, ich hab auf jeden Fall die Eier für sowas, und drei Wochen Schweden für lau, voll geil, nehm ich. Pünktlich zu meinem 22. Geburtstag im April habe ich dann auch die Zusage bekommen und dachte nur, hurrah, der Sommer ist gerettet, 3 Wochen Schweden für lau, bis auf den Flug, naja, das geht doch voll klar.
Einige Wochen später hab ich dann den Flug gebucht, Ryanair, von Hamburg nach Stockholm, voll günstig, eine Nacht dort cool abhängen und dann weiter mit dem Zug nach Axvall in Västra Götaland. Megafreu und so.
Heute stelle ich fest, dass ich erstmal in 48 Stunden schon in Schweden sein werde, aber so aufgeregt bin, dass ich gar nicht losfahren will. Weil die Umstände mir plötzlich doch nicht mehr so geil erscheinen, wie ich das am Anfang empfunden habe.
Das wird furchtbar!
Montag werde ich erstmal mit dem Zug von Kiel nach Lübeck fahren müssen, weil "Hamburg" in der Sprache vom Planeten Ryanair "Lübeck" heißt. Da muss ich bestimmt Strafe zahlen, weil mein Koffer zu schwer sein wird. Aber das sind ja auch 3 Wochen! Dann der Flug, vor dem ich aus Prinzip schon Angst habe. Zum Glück ist der nach 75 Minuten auch schon vorbei, aber dann lande ich nicht in Stockholm, sondern ca 106 Kilometer von Schwedens Hauptstadt entfernt, und muss von da erstmal mit einem sauteuren Bus von dort nach Stockholm fahren. Da muss ich dann mit der wildfremden Schwedin telefonieren, die mich dank Couchsurfing netterweise eine Nacht bei sich aufnimmt. Übrigens bin ich zuvor weder gecouchsurft noch alleine in ein fremdes Land gereist. Erwähnte ich, dass ich zwar seit 4 Semestern Schwedisch lerne, aber nach wie vor kein Wörterbuch besitze und die aus der UB alle ausgeliehen sind? Wie soll ich, wenn ich nach einer weiteren teuren Zugfahrt in Axvall angekommen bin, den Leuten dort erklären, dass sie mir gar nicht erst mit ihren blöden Tierleichenköttbullar kommen müssen, weil ich nämlich Vegetarierin bin, wenn ich kein Wörterbuch habe? Übrigens hab ich auch noch kein Geld getausch. Geht das auch in Schweden? Oh, und ich hab auf dem Rückweg auch eine Nacht Aufenthalt in Stockholm, aber noch keine Schlafgelegenheit.
Das wird ein Abenteuer, für das ich nicht gemacht bin. Ich würde mich lieber drei Wochen zuhause langweilen, da ist man wenigstens nicht solchen Widrigkeiten ausgesetzt. Vielleicht habe ich grade aber auch nur die kältesten Füße meines Lebens bekommen.
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