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Neulich kam in meinem Umfeld die Frage auf, wie denn unser Weltbild so aussehe. Eine einfach gestellte, aber in ihrer Beantwortung umso komplexere Frage. Weltbild, was soll das denn überhaupt heißen? Wikipedia erklärt den Begriff mit „das in einen Zusammenhang gebrachte Wissen von der Welt als Ganzes“.
Wissen von der Welt? Was weiß man denn mit Anfang zwanzig schon von der Welt. Ich würde „Weltbild“ eher als das bezeichnen, was man an von der Welt zu wissen glaubt. Oder was man nicht weiß, aber glauben möchte. Was man von der Welt erwartet oder sich wünscht. Kurz gesagt, das eigene Weltbild ist nichts weiter als die Vorstellung von der Welt, in der man lebt.
Nutzen wir doch die Gelegenheit, sich das eigene Weltbild einmal vor Augen zu führen.
Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, der die Erde erschaffen hat, geschweige denn, dass es einen Gott gibt, der seitdem auch noch auf seine Schäfchen acht gibt. Anders als Nietzsche erkläre ich Gott hiermit nicht für tot, sondern für nicht existent. Und damit für meine Welt auch nicht relevant.
Ich mag zwar keine Affen, kann mich aber mit der Tatsache, dass wir Menschen von ihnen abstammen, durchaus anfreunden. Und dass alles Leben auf dieser Erde aus kleinen, fidelen Einzellern entstanden ist, gefällt mir sogar ziemlich gut. Das passt in gewisser Weise auch zu meiner Abneigung gegen sämtliche anthropozentrische Weltanschauungen. Der Mensch ist, entgegen weitläufig verbreiteter Positionen, mitnichten der Mittelpunkt der Welt, geschweige denn, dass er die Krönung irgendeiner Schöpfung sei. Das soll nicht heißen, dass ich die – sagt man das so? - Zivilisationsbefähigung des Menschen generell ablehne. Ganz im Gegenteil, ich bin immer wieder beeindruckt davon, was Menschen geleistet haben und leisten können – im positiven wie auch im negativen Sinne. Trotzdem finde ich es verkehrt zu sagen, der Mensch stehe in irgendeiner Weise über allen anderen Lebewesen, sei es wegen seiner Intelligenz, Vernunftbegabung oder seiner Emotionalität. Wer weiß denn schon, ob es eine andere Spezies nicht auch hätte schaffen können, sich so dominant auf der Erde auszubreiten und eine Art kulturelles Leben zu schaffen? Wenn es irgendetwas gibt, an das ich wirklich glaube, dann ist es die Macht des Zufalls über die Evolution. Wenn der Homo Sapiens nicht wegen einer Verkettung (un)glücklicher Zufälle so unheimlich gut an seine Umwelt angepasst gewesen wäre, würde die Welt jetzt vielleicht von Neandertalern regiert. Ob das besser oder schlechter für diesen wunderschönen Planeten wäre, müssen wir an dieser Stelle nicht beantworten.
Die Evolutionstheorie wird bekanntlich als eine der drei großen Kränkungen der Menschheit aufgefasst. Es stimmt mich immer wieder ein bisschen traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass es für so viele Menschen zu Darwins Zeiten (und wahrscheinlich auch heute noch) tatsächlich so verletzend war, den Status „Krone der Schöpfung Gottes“ abgesprochen zu bekommen. Das hätte man doch wirklich etwas sportlicher nehmen können...
(Genau wegen meiner Verehrung für die Macht des Zufalls und ihrer kollossalen Partizipation an der Evolution bin ich auch der Überzeugung, dass es von Grund auf verkehrt ist, Tiere an sich oder von bzw. aus ihnen gewonnene Sachen zu konsumieren – Schon gar nicht, wenn man es damit rechtfertig, man sei den Tieren von Haus aus überlegen und dazu determiniert, sie zu eigenen Zwecken einzusperren und zu quälen. Genauso dumm finde ich, wenn wir schon bei dem Thema sind, auch die Behauptung, es läge in der Natur des Menschen, Fleisch zu essen. Welche der Dinge, die der rezente Homo Sapiens so tut, von seiner Fortpflanzung einmal abgesehen, liegen denn noch in seiner angeblichen Natur? Atomwaffen bauen etwa?)
Ich glaube übrigens nicht nur, dass die Spezies Mensch sich nicht allzu leichtfertig über Erdlinge anderer Artenzugehörigkeit stellen sollte. Auch auf intraspezifischer Ebene hat der Mensch noch einige Baustellen. Bekanntlich neigen so einige Exemplare dazu, andere Artgenossen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religion und noch endlos vieler anderer Attribute zu diskriminieren. Eigentlich dachte ich, wir seien ethisch mittlerweile so weit, dass solche Verhaltensweisen allgemein geächtet wären, aber leider werde ich in dem Punkt Tag für Tag aufs neue enttäuscht. Daher habe ich die Hoffnung eigentlich schon längst aufgegeben, wünsche mir aber trotzdem, beispielsweise Frauen, Inder, Muslime oder muslimische Indische Frauen würden von ihrem Gegenüber nicht zuerst als Angehörige einer bestimmten Geschlechter-, Bevölkerungs- oder Religionsgruppe gesehen und dementsprechend abgestempelt, sondern schlicht und einfach als Mensch wahrgenommen. Natürlich weiß ich, dass die Aussage, alle Menschen seien gleich, ziemlich naiv und vereinfacht ist. Natürlich sind Menschen unterschiedlich veranlagt, geprägt und sozialisiert (und das ist auch gut so!). Trotzdem ist kein Mensch besser, schlechter oder sogar mehr oder weniger wert als ein anderer. Jeder Mensch verdient ein gewisses Maß an Respekt, egal ob er männlich, weiblich, Hermaphrodit, Jude, Hindu, König von Schweden oder Kassierer bei KIK ist. Immerhin vereint uns alle doch die Tatsache, dass wir, wie Platon befunden hat, „nichtgefiederte Zweibeiner“ sind.
Super Artikel :)
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