Kaum hatte ich mich von dem Kylesa-Konzert am Freitag erholt, musste ich am Samstag gleich zum nächsten Konzert - diesmal sollte ich allerdings zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wieder mit meiner eigenen Band selbst auf der Bühne stehen. Heilige Makrele, war ich aufgeregt! Obwohl ich am Vorabend natürlich erst sehr spät ins Bett gekommen war, lag ich am Samstag morgen schon um halb neun mit Herzrasen wach und konnte an nichts anderes mehr denken als an das Konzert am Abend.
Um 17 Uhr sollte ich mich mit meinen Mitmusikern an unserem Proberaum treffen, um das Equipment zu verladen und zum Rathausbunker zu bringen. Equipment verladen ist immer lustig, weil es für mich immer so etwas von Tetris-LARP hat, aber den/die eine/n oder andere/n von uns hat es diesmal fast ein bisschen wahnsinnig gemacht, weil viel zu viele Sachen für viel zu wenig Autos da waren. Ich weiß nicht mehr genau, ob wir zwei-oder dreimal fahren mussten, aber der Rathausbunker ist zum Glück auch nicht so weit von unserem Proberaum entfernt. Als ich auf der zweiten Equipment-Tour auch mit dorthin fahren konnte, war es im Bunker bereits so voll, dass ich mich ernsthaft fragen musste, wie denn die Konzertbesucher dort noch Platz finden sollten. Mit vier Bands à 4-5 Leuten plus Anhang war es in dem anfänglichen Wirrwarr aus Verstärkern, PA-Fragmenten und Schlagzeugteilen zumindest in dem Raum mit der "Bühne" (alias für die spielende Band freigehaltene Ecke im Raum) doch etwas eng. Bis irgendein wirklich kluger Mensch die Idee hatte, vielleicht zunächst das Schlagzeug vor dem kackbraun karierten Vorhang, der das Equipmentlager von der Bühne abtrennen sollte, aufzubauen und die Verstärker geschmackvoll darumherum zu arrangieren, konnte ich mir auch kaum vorstellen, dass dort am selben Abend noch irgendeine Band auftreten würde. Aber dann gab es plötzlich ein allgemeines Gewusel, durch das ich nervositätsbedingt orientierungslos hindurchstolperte, und Tadaaa!, plötzlich sah die Bühne heimelig bespielbar aus. Es gab sogar einen runden Orientteppich, der den ganzen Raum erst wohnlich machte.
Danach war allerdings wieder orientierungsloses Herumgewusel angesagt, weil keiner wusste, wo es Bier oder etwas zu essen gab und wo der Veranstalter war, dem man solche Fragen stellen könnte (tatsächlich war er unterwegs und besorgte uns Bier und etwas zu essen). Im Bunker war es außerdem so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte. Und raus konnten wir auch nicht, weil die Türen oben abgeschlossen waren und der Typ mit dem Schlüssel wahrscheinlich gerade das Fledermausnest ausräucherte, dass dem Eingangsbereich diesen unwiderstehlichen Geruch verpasste. Trotz dieser widrigen Umstände herrschte in Kiels Katakomben eine super Stimmung (waren ja auch wirklich nur nette Bands anwesend :) ), sodass mein Lampenfieber sich schnell verflüchtigte und ich mich wichtigeren Dingen (selber mitgebrachtes Bier trinken) widmen konnte. Irgendwann gab es dann auch plötzlich Bier und belegte Brötchen und man durfte Leute auf Gästelisten schreiben. Übrigens suchte einer von den Veranstaltern mich vergeblich auf der Gästeliste, da er mir aufgrund meines biologischen Geschlechts nicht glauben wollte, dass ich tatsächlich Mitglied einer Band bin und nicht "Die Freundin vom Bassisten" oder so. Naja, dummer Typ. Hoffentlich bekommt er demnächst mal eine ordentliche Magen-Darm-Grippe.
Nach einer Weile war es dann plötzlich 21 Uhr und die erste Band, S.I.B. eröffneten die Show. Die Jungs aus Itzehoe hatten an diesem Abend erst ihren zweiten Auftritt, den sie allerdings mehr als gut über die Bühne brachten. Anschließend spielten No Life To Live For aus Buxtehude - ohne Bassisten, aber ich glaube, für den hätte es eh keinen Platz auf der Bühne gegeben. Der Raum war bereits bumsvoll und die Stimmung vorne im Publikum fast am überkochen. Toller Auftritt übrigens, falls ihr das lest, liebe NLTLF! Von der dritten Band, Short Round aus Kiel, habe ich leider nicht allzuviel mitbekommen, da ich plötzlich wieder arschnervös war und mich mental auf unseren Gig vorbereiten musste. Aber ich glaube, es war ziemlich gut. Auf jeden Fall waren es ziemlich viele Leute im Bühnenraum - sogar ziemlich viele, die ich gar nicht kannte. Aufregend!
Schließlich ließen Short Round ihren letzten Song ausklingen und machten Platz auf der Bühne für uns. Komischerweise fing die erste Reihe schon etwa dreißig cm vor dem Drumset an, weshalb es beinahe unmöglich war, noch irgendwo einen vernünftigen Tanzbereich auf der Bühne zu finden. Als wir unseren ersten Song anspielten, war es mir allerdings auch egal, ob ich nun irgendwem im Publikum mit meinem Bass die Kauleiste ein bisschen auflockerte (was zum Glück nicht passiert ist). Ich kann, weil ich in einer Art musikalischem Rausch war, nicht sagen, ob wir jetzt gut oder schlecht waren, aber ich persönlich hatte trotz des nicht vorhandenen Platzes und des vermutlich nicht so geilen Sounds richtig viel Spaß an dem Gig und ich wage zu behaupten, dass meine Bandkollegen und das Publikum das ähnlich gesehen haben.
Kurz gesagt - crazy Location, nette Gesellschaft, tolles Publikum, viel Bier, guter Gig. Dafür hat es sich auch gelohnt, am nächsten Tag zu nichts mehr zu gebrauchen zu sein.
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